Mein Filmriss: Couch Edition mit Manchester by the Sea und dem Bunnahabhain 12
Juni 2017Hallo Freunde der gepflegten Unterhaltung,
willkommen zu einem neuen Beitrag aus der Kategorie „Filmriss“. Diesmal aber mit einer kleinen Besonderheit! Denn ich war nicht wie gewohnt im Kino, sondern parkte meinen Allerwertesten auf der Couch und griff auf „Amazon Video“ zurück. Dort mietete ich für knappe 5 Euro den Film „Manchester by the Sea“. Ins Kino habe ich es damals einfach nicht geschafft, aber der Streifen ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Was nicht zuletzt auch an der Menge von Oscar-Nominierungen lag. Dazu eine interessant klingende Story und ein toller Cast. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis ich den Streifen nachholen würde. Am vergangenen Freitag war es dann auch soweit, und während ich mir das Drama von Kenneth Lonergan anschaute, genoss ich den 12-jährigen Bunnahabhain.
Meine Meinung zum Film und ob der Whisky was taugt, erfahrt Ihr hier.
Darauf stehe ich!
Der Bunnahabhain 12 kommt mit kräftigen 46,3% Alkohol daher und wer mich kennt, der weiß, dass ich auf so was stehe ;-) 12 Jahre reifte der Whisky in ehemaligen Sherry- und Bourbonfässern. Die Aromen reichen von einer leichten Rauchnote bis zu einem Hauch von Vanille, Nüssen und Karamell. Bunnahabhain ist gälisch und bedeutet so viel wie „Flussmündung“.
Danke Burn Stewart Distillers …
Der relativ hohe Alkoholgehalt des Bunnahabhain 12 verdanken wir im Grunde Burn Stewart Distillers. Nachdem man im Jahre 2003 die Brennerei von den Gebrüdern Greenless übernommen hatte, wollte man die Standard-Abfüllungen etwas aufwerten. Von dem Refresh betroffen, war dann irgendwann auch der Bunnahabhain 12 und so wurde er von einst 40% Alkohol auf 46,3% aufgepeppt. Dazu wurde bei der Neuauflage auf eine Kühlfilterung verzichtet.
Man kann Burn Stewart Distillers im Grunde nur danken, dass der Bunnahabhain 12 nicht mehr weiter verdünnt wird und mit schönen 46,3% Alkohol auf den Markt kommt. Denn das macht den Tropfen zu einem sehr interessanten und intensiven Whisky. Wer mag, kann ihn selbst mit Wasser verdünnen und wer auf die harte Tour steht, der lässt den Scotch einfach so, wie er ist.
Der Bunnahabhain 12 ist mit seinen ausgewogenen Aromen und dem hohen Alkoholgehalt der perfekte Begleiter für so ein Drama wie „Manchester by the Sea“.
Das Schicksal ist ein Arschloch!
Auch wenn es der Filmtitel vermuten lässt, so befinden wir uns nicht in England, sondern in den USA. Manchester-by-the-Sea ist nämlich eine Stadt auf Cape Ann im Bundesstaat Massachusetts. Der Ort befindet sich an der nördlichen Küste des Massachusetts Bay und besitzt sieben kleinere Strände und auch mehrere kleinere Inseln in geringer Nähe zum Festland.
Dort spielt die Geschichte des Hauptprotagonisten Lee Chandler (Casey Affleck). Er arbeitet als Hausmeister im entfernten Boston. Sein Leben dreht sich im Grunde nur um Arbeit und um nächtliche Abstecher in eine Bar. Dort trinkt er nicht nur mal gerne einen übern Durst, sondern zettelt gelegentlich auch eine Schlägerei an.
In seinem Leben musste Lee schon sehr viel durchmachen. Seine Lebensgeschichte erfahren wir im Verlauf des Films durch kleinere Rückblicke. Schnell wird klar, warum Lee Chandler so ein Trauerkloß ist und mit welch einer Leere er durchs Leben ziehen muss. Langsam versteht man auch, was Lee mit dem Alkohol und den Barschlägereien bezweckt.
Ein verdienter Oscar!
Für mich war nach den ersten Minuten des Films klar, warum Casey Affleck für seine Darstellung den Oscar als bester Hauptdarsteller erhalten hat. Die Trauer, Leere, Wut, Hoffnungslosigkeit und Ratlosigkeit spiegelt Casey Affleck mit Mimik, Gestik und Auftreten grandios wider. Von der ersten Minute an kapiert man, der Mann ist keineswegs glücklich!
Und dann war da dieses Testament …
Auf der Liste von Lees Schicksalsschlägen reiht sich dann auch noch der Tod seines Bruders Joe Chandler (Kyle Chandler) ein. Das ist auch der Grund, warum Lee zurück in seine Heimat kehrt. Er ist es nämlich, der sich um die Formalitäten kümmert und die Organisation der Beerdigung übernimmt. Daheim angekommen holt ihn die Vergangenheit schnell wieder ein. Das ist aber noch nicht alles. Lee erfährt zusätzlich, dass er im Testament seines Bruders als Vormund für dessen 17-jährigen Sohnes Patrick (Lucas Hedges) festgelegt wurde. Das ist zu viel für den geschiedenen Lee. Vom Einzelgänger aus Boston zum Vormund eines 17-jährigen Jugendlichen in Manchester-by-the-Sea. Während all dieser Formalitäten, Konflikten und Begegnungen wird Lee auch schnell wieder bewusst, warum er damals seine Heimat verlassen hatte.
True Story …
Es muss solche Filme geben und ich bin dankbar dafür, dass sich Filmemacher noch trauen, solche Geschichten zu erzählen. Geschichten, die uns zum Weinen, nachdenken und zum Hoffen bringen. Geschichten, die uns das Schicksal einer Person erzählen, von dem es auf der Welt viele gibt. Vielleicht packte mich dieser Film auch deshalb so stark, weil das Schicksal von Lee auch mir und jedem von uns widerfahren kann. Die Story ist keineswegs abgehoben, fiktional oder surreal. Sie passiert, wahrscheinlich sogar tagtäglich.
Manchester by the Sea kommt mit seiner tiefen Geschichte um die Ecke und zeigt uns auf, wie schnell es mit unserer heilen Welt vorbei sein kann. Wie wir mit Schuld umgehen und warum die Flucht, manchmal ein guter Ausweg sein kann. Erzählt wird diese Story mit einer äußerst starken Bildsprache von Jody Lee Lipes und einem unheimlich guten Soundtrack von Lesley Barber.
Fazit:
Wenn man mich aktuell nach dem traurigsten Film fragen würde, so wäre meine Antwort, ohne nachzudenken „Manchester by the Sea“. Das zähle ich aber nicht als Schwäche auf, sondern als Stärke. Die Story, der Cast, die Kamera und der Sound bilden zusammen ein Mitfühlendes 138 Minuten Erlebnis, an das ich mich noch lange erinnern werde.